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Historische Stadtbibliothek, Klosterchor

Das hiesige Kloster der Augustiner-Eremiten wurde mutmaßlich 1291 von Albrecht Gailling zu Illesheim-Röllinghausen gestiftet. 1523 waren dem Kloster nur noch der Prior und zwei Mönche verblieben, die sich dem Reformationsgedanken ihres Ordensbruders Martin Luther zuwandten. Im Jahr 1525 löste man das Kloster auf und übertrug den Besitz der Stadt Windsheim. Nach mehreren Zwischennutzungen und Umbaumaßnahmen dient das letzte Gebäude der ehemaligen Klosteranlage seit 1623 als Stadtbibliothek.

Auf einen Blick:

  • 1559: Gründung einer Bibliothek als öffentliche Studienbibliothek in Windsheim
  • 1623: Aufstellung der Bibliothek im als Bibliothekssaal umgebauten Klosterchor
  • 2020: beinahe unveränderte historische Stadtbibliothek, seit bald 400 Jahren!

Das Anwesen Klosterplatz 3, die sogenannte historische Stadtbibliothek, steht mitsamt seiner Ausstattung unter Denkmalschutz - also inclusive des historischen Mobiliars (17./18. Jh.) und des wertvollen Buchbestands (12.-19. Jh.). Auf Betreiben des ehemaligen Stadtarchivars Herrn Michael Schlosser, ist es seit dem 9. August 1994 gar als „Schutzwürdiges Kulturgut“ nach der Haager Konvention eingestuft.

Die 1559 vom Rat der Reichsstadt als allgemein zugänglich gegründete Bibliothek war  anfangs in einer „unteren Stube” des ehemaligen Klosters untergebracht, wechselte ab 1573 in die neuerbaute Lateinschule und steht seit 1623 - weitgehend unverändert - im ehemaligen Klosterchor, den man ab 1615/16 grundlegend umgebaut hatte. In jener großen Umbauphase wurde sein Dachgebälk erneuert, eine westliche Abschlusswand gemauert, eine Zwischendecke eingezogen und in dem so entstandenen Obergeschoss ein großer Bibliothekssaal mit Regalen eingebaut. Zugänglich gemacht wurde der Saal durch den Anbau eines Fachwerk-Treppenturms.

Mit gutem Recht sprechen die Archivalien damals von einem ganz „neuen Bau“, und das Gebäude wird fortan zumeist nur schlicht als „die Bibliothek“ bezeichnet. Auch die Büchersammlung selbst wurde zunächst einfach „die Bibliothek“ genannt, ab dem 19. Jh. zunehmend auch „Stadtbibliothek“.

Erst in den letzten 50 Jahren trug das allmähliche Vergessen dieser Zusammenhänge und die gleichzeitige Existenz einer Stadtbücherei (seit 1977 Kreisbücherei) mit dazu bei, dass sich zur leichteren Unterscheidung allmählich der Name „Klosterbibliothek“ einbürgerte.

1713 wurden schließlich die restlichen Konventsgebäude abgerissen, so dass der Chor der Klosterkirche den letzten noch erhaltenen Gebäudeteil der ehemaligen Klosteranlage darstellt. Man kann mit einiger Sicherheit sagen, dass der Klosterchor überhaupt nur deshalb noch besteht, weil er als Bibliotheksgebäude genutzt wurde. Aufgrund des geschilderten tiefgreifenden Umbaus kann er als ein frühes Beispiel eines selbständigen Bibliothekszweckbaus angesehen werden.

Im Vergleich mit den in Europa erst mit dem 18. Jh. entstehenden ersten selbständigen großen Bibliotheksgebäuden ist der Windsheimer Bau sogar 100 Jahre älter und 100 Jahre länger unverändert genutzt, auch wenn sich „unsere“ Bibliothek in Größe und Umfang nicht mit diesen prächtigen Bibliotheksbauten messen kann.

Blick in die historische Stadtbibliothek

Die Räume der historischen Stadtbibliothek sind der Öffentlichkeit aus statischen und konservatorischen Gründen momentan leider nicht zugänglich. Das Video erzählt die Geschichte von Maria Barbara von Reitzenstein und gibt dabei auch Einblicke in die Bibliotheksräume und ihren Bestand, der bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht.

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